Spätestens seit den letzten Wochen dürfte wohl auch jedem blauäugigem Blinden klar geworden sein, wie die Krankheit unserer Wirtschaft wirklich heißt:
GELDWIRTSCHAFT
Nein, nicht Kapitalismus, nicht freie Marktwirtschaft, nicht Börsen und schon gar nicht der Terrorismus oder aufstrebende Wirtschaftsmächte oder Rohstoffknappheit sind Schuld an dem Debakel, sondern ausschließlich die ungezügelte Gier einiger weniger auf dieser Welt. Die aber haben schon längst bei den ersten Anzeichen ihre Risiko-Beteiligungen abgestoßen (was die Krise ja enorm beschleunigt hat) und haben ihre Reichtümer längst sicher geparkt.
Ok, wissen wir ja eh jetzt schon länger, ist nichts neues, aber was lernen wir daraus?
NICHTS
Es gab bereits in den den 30er Jahren des vorigen Jahrhunderts ein ähnliches Szenario, welches ursächlich zu den sozialen Verhältnissen geführt hat, die den 2. Weltkrieg ausgelöst haben, aber gelernt haben wir als Gesellschaft wenig bis nichts. Vielleicht, dass wir in wirtschaftsreligiöser Demut es hinnehmen, dass so alle 70-100 Jahre unsere Wirtschaft zusammenbricht.
WAS FÄLLT AUF?
Als Bush an die Regierung kam, bewegten sich die Aktien-Märkte bereits einmal kräftig nach unten und eine wachsame wie kompetente Politik (in allen Industriestaaten wohl gemerkt) hätte bereits damals erkennen können, dass der Spekulationsanteil der Geldwirtschaft in keinem gesunden Verhältnis zur realen Wertschöpfung liegt. Dann kam nine-eleven und hüllte alles in einen undurchdringlichen Nebel aus Angst, Hass und völliger Orientierungslosigkeit. Das war der Moment, in dem die Spekulanten wunderbar in Denkung gehen konnten und ihr Spiel erst so richtig geile Gewinne ablieferte.
„The best time to make money comes, when there is blood on the streets“. Hab ich vor Kurzem im Radio aufgeschnappt und mich darüber geärgert, dass so einfache Wahrheiten so leicht in Vergessenheit geraten. Seit hunderten Jahren ist das so und nachdem Politiker bestens mitverdienen, haben sie auch ein natürliches Interesse an Kriegen.
„Na das ist aber sehr vereinfacht und polemisch. In Wahrheit trifft das so nicht zu und Kriege entstehen nicht nur durch Profit-Interessen der Politik oder einflussreicher Kreise.“ Schneckn. Es ist genau so einfach und mir gehen die Weltverkomplizierer unsagbar auf die Nerven, die mir ständig erklären wollen, dass man etwas so eigentlich nicht sehen kann und die Zusammenhänge doch viel komplexer wären und und und.
WAS WÄRE NÖTIG?
Ich wünsche mir, dass Wirtschaft und Politik endlich transparent und nachvollziehbar werden und dass man sich raschest weltweit auf gültige Regeln einigt, die Stabilität durch Ausgewogenheit gewährleisten und diversen Hypertrophien und hegemonischen Allüren (egal ob wirtschaftlich oder politisch) unüberbrückbare Grenzen setzen. Freie Marktwirtschaft JA, aber mit klaren Spielregeln vor allem für die Geldwirtschaft, deren Flucht nach vorne der letzten Jahre letztendlich zu dem Dessaster geführt hat.
Ich darf den Leser mit den Details dieses größten Pyramidenspiels aller Zeiten verschonen, das hier ist ja kein Börse-Blog aber wen es im Detail interessiert, der möge sich ergoogeln, warum z.B. die in Österreich sehr beliebte Konstruktion der Immofinanz/Immoeast pleite geht, was die Constantia Privatbank da für eine Rolle spielt, welche Personen wie und warum an den Hebeln saßen und rechtzeitig (?) ausgestiegen sind. Nur so viel dazu: Für ein abgezocktes Vermögen von € 80 Mio. lass ich mir auch gerne von ein paar Zeitungen einen Skandal auf die Nase drücken und verdrück mich dann irgendwann in die Schweiz. Das ist allerschlimmste Anarchie derjenigen, die es sich richten können. Jeder versucht so viele wie möglich über den Tisch zu ziehen und wenn es nimmer geht, darf der Staat einspringen. Das ist nicht freie Marktwirtschaft, das ist Betrug.
Ein weiteres Studienobkjekt: Die Kommunalkredit. Ist schon seeehr eigentümlich, dass ein Finanzierungsunternehmen für öffentliche Projekte sich in einem Ausmaß über hoch riskante Spekultaionsgeschäfte finanziert, das jenes üblicher Banken um das fast 100 fache übersteigt. Und zwar – als hätten wir es nicht schon geahnt – mittels einer kleinen Spezialtochter im Steuerparadies Cypern.
Das perverseste daran ist, dass man bei all dem kaum jemanden behelligen wird können. Ja, das gehört auch zur Anarchie dazu. Würde man Bankmanager rückwirkend auf 10 Jahre mit dem eigenen Privatvermögen für derlei Schmarrn haftbar machen, wäre der Zocker-Anteil in den Chef-Etagen überschaubar und nicht wie derzeit 90%.
Eine kurze Bemerkung noch zur Politik: Die ist nicht das Problem, sondern die Politiker sind es. Auch hier möge man sich zu Studienzwecken den Eurofighter-Deal eines recht bekannten Finanzministers in Erinnerung rufen, dessen Genialität Österreich einen unreklamierbaren und unkündbaren Vertrag beschert hat, der unser Land auch dann zur Zahlung verpflichtet hätte, wenn man uns eine Ladung Schrott liefern würde. Und da soll sich noch mal wer über die Lucona aufregen. Erinnert sich noch wer?
Aber die Eurofighter bringen uns wieder auf die Verflechtung zwischen Kriegen, Geld und Politik. Das ist wohl auch für ein neutrales Land wie Östereich so, denn wozu sonst würden wir Milliarden für unbrauchbare Jets ausgeben, wenn nicht die Politiker sich bereichern könnten?